Nur noch zwei winzige Schritte, dann hatte sie die Klippe erreicht. Die Hände auf die Knie gestützt, rang Jolanda um Luft. Mit den Augen fixierte sie den kleinen Baum, der wie ein Wegweiser über ihr thronte. Seine weißen Blüten verströmten einen betörenden Duft.
Was tat sie hier? Warum war sie nicht unten an der Strandbar geblieben? Zu ihren Füßen lagen die zerklüfteten Felsen, die sie mühevoll hinaufgestiegen war. Bloß nicht zurückschauen!
Am Horizont küsste die Sonne das Meer. Ihr blieb nicht viel Zeit. Sollte sie es wirklich tun? Was hatte sie nur hierher gezogen? Bis zum Hals schlug ihr Herz.
Nun war es nur noch ein einziger Schritt. Und dann? Was erwartete sie? Würde dieser eine Schritt ihr bisheriges Leben komplett auf den Kopf stellen, oder würde sie einer der Felsvorsprünge womöglich ihr Leben kosten? Mit zittrigen Knien betrat Jolanda das schmale Plateau und blieb wie gefesselt stehen. Der Ausblick war schier überwältigend. Regungslos betrachtete sie die sich kräuselnden Wellen. Die Gischt spritzte meterhoch. Sanft wogen sich die Zweige des Bäumchen zu ihrer Linken im Wind. Warum war sie nicht schon viel früher hinaufgestiegen, hatte den Nachmittag hier oben verweilt, noch einmal alles in Ruhe überdacht?
In der Ferne tauchte die Sonne das Meer bereits in ein tiefes Rot. Sie musste es tun, jetzt, ehe es zu spät sein würde! Jolanda nahm einen tiefen Atemzug und schloss die Augen. Ihr Schrei erfüllte den Abendhimmel.