Blätter fliegen umher, der Wind bläst einem alten Mann die Baskenmütze vom Kopf und legt seine wenigen Haare frei. Seit Tagen scheint erstmals wieder die Sonne, die Straßen füllen sich zunehmend mit Familien, Pärchen, Gassigängern und Joggern. Eine Sturmböe weht ein Hollandrad auf die Straße. Autoreifen quietschen. Der alte Volvo macht einen großen Bogen um das Zweirad, niemand hebt es auf. Wohin auch stellen? Es würde ja eh wieder weggeweht, denkt sich hier wahrscheinlich jeder.

Aus einem vorbeifahrenden Kleinwagen ertönt Udo Jürgens. „Und immer, immer wieder geht die Sonne auf“. Welch wahre Worte, denke ich, auch wenn wir sie nicht sehen können, scheint sie doch jeden Tag. Es gibt Phasen im Leben, da legt sich ebenfalls ein grauer Schleier über unsere Gedanken. Dann sollten wir nicht vergessen, dass die Sonne trotzdem scheint und wir sie irgendwann wieder sehen werden. Oder wie der Hanseat so schön sagt, es gibt kein schlechtes Wetter, nur falsche Kleidung. Manchmal muss man sich äußerlich ein dickeres Fell zu legen, während man innerlich lernt, loslassen zu können. Sich von negativen Gedanken zu lösen. Positiv denken. Dann strahlt einem auch bald wieder die Sonne aus dem Allerwertesten.

„Ich darf nicht weinen, nicht ins Bett gehen, wann ich will und soll mit Dir Sendungen ansehen, die mich nicht interessieren“, beklagt sich eine Frau mittleren Alters bei ihrem Partner, bevor sie mit ihm im nächsten Hauseingang verschwindet. Nicht klagen, sondern handeln, lautet mein Motto für 2020, das dem Einen oder der Anderen vielleicht ebenfalls helfen könnte. Wie oft beschweren wir uns über Dinge, die wir ändern könnten, aber irgendeine Angst uns zurückhält. Was kann schon passieren? Dort, wo sich eine Tür schließt, öffnen sich fünf weitere, las ich neulich in einem Instagram-Post. 

Passanten ziehen die Mütze tiefer ins Gesicht, kneifen die Augen zusammen, um sich vor umherwehenden Blättern zu schützen. Jemand muss das Rad von der Fahrbahn entfernt haben. Es ist verschwunden. Vielleicht wie die Frau im Haus nebenan auch irgendwann. Oder aber sie sitzt weiterhin vor dem Fernseher und schaut Sendungen, die sie nicht interessieren.

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