Ein kleines Mädchen fährt im Kinderwagen vorbei. Egal, was ihre Eltern sagen, fragt es ein in die Länge gezogenes „Warum?“

„Es ist Zeit nach Hause zu gehen.“

„Warum?“

„Na, weil es schon spät ist.“

„Warum?“

„Schau mal, es wird schon dunkel.“

„Warum?“ 

Schmunzelnd verfolge ich die Situation und stelle mir selber eine essentielle Frage: Wann genau hört das auf? Ab wann nehmen wir die Dinge hin, ohne sie zu hinterfragen? Glauben wir, schon alles zu wissen und nicht mehr nachfragen zu müssen? Stellen unser Leben stattdessen um auf Autopilot. Oder steckt dahinter eine Angst, dass wir uns möglicherweise blamieren, unsere Fragen von Unwissenheit zeugen könnten? 

Künstler*innen, Journalist*innen, Wissenschaftler*innen und so manch Andere*r sagt nun sicherlich, dass man doch ständig nach dem Warum gefragt werde.

„Warum haben Sie sich diesem Thema angenommen?“

„Warum war Ihnen das so wichtig, dass sie dazu jahrelange Recherchen betrieben haben?“

Oder auch die typische Frage beim Vorstellungsgespräch. „Warum sollten wir uns für Sie entscheiden?“

So viele Fragen, die von Anderen an uns herangetragen werden. Aber stellen wir sie uns selber überhaupt noch? Und damit meine ich keine Fragen wie, „warum hänge ich die Wäsche nicht einfach ab, wenn mich der herumstehende Ständer so stört?“ Oder die Teenagertochter, die uns fragt, warum ihr Schwarm nicht anruft. 

Beginnen wir, uns selbst als Person, als Mensch zu hinterfragen, dann stellen wir oftmals fest, dass sich das innere Kind hinter unserem Verhalten und unseren Handlungen verbirgt. Warum bin ich so stur? Warum bin ich jetzt eingeschnappt? Warum lasse ich das alles mit mir machen und bleibe stumm? Die Gründe dafür liegen oftmals in unserer Kindheit verankert.

Geht es auf die so genannte Midlife Crisis zu, gibt es immerhin Phasen, in denen wir uns wieder vermehrt Fragen stellen und in uns hineinhorchen. Warum macht mich der Job nicht mehr glücklich? Warum habe ich mich dazu entschieden, dieses und kein anderes Leben zu führen?

Unternimmt man als erwachsene Person den Versuch, Anderen unangenehme Fragen zu stellen, erhält man häufig die gleiche Reaktion, die Kinder bekommen. Die Menschen um einen herum wenden sich nach einer Weile genervt von uns ab. Häufig gefolgt von der Antwort, „das wurde schon immer so gemacht“ oder „das ist halt so“. Ganz aktuell auch gern, „das haben Politiker so entschieden, und danach haben wir uns nun zu richten“. 

Haben wir Angst, mit unseren Fragen anzuecken? Haben wir Angst vor den Antworten? Warum haben wir überhaupt Angst und was steckt dahinter? Scheuen wir uns davor, Verantwortung für unser eigenes Leben zu übernehmen? Wann haben wir aufgehört, Fragen zu stellen? Nachzufragen, zu hinterfragen.

Lasst uns wieder Kinder sein – auch auf die Gefahr hin, dass sich manche genervt von uns abwenden. Diejenigen hingegen, die bleiben und zuhören, sind wirklich an uns als Mensch interessiert.

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